The Magic of Marktwirtschaft

Auf die Marktwirtschaft einzudreschen gehört im Mainstream inzwischen zum guten Ton. Die Kritiker ignorieren dabei das Wunder, das hinter dem Wohlstand steckt. Mit fatalen Folgen für uns alle.

The Magic of Marktwirtschaft

Viel ist über Marktwirtschaft und Kapitalismus zu lesen, nur ist es in den letzten Jahren viel Gutes. Die beiden verwandten Schwestern sorgten dafür, so heißt es, dass es immer ungerechter zugeht in der Welt, Reiche werden immer reicher, und der Abstand zu der großen Zahl der Armen immer größer. An der Umweltzerstörung – heute nahezu vollständig auf den Klimawandel reduziert – ist er schuld. Und dass die Menschen vor lauter Arbeitsdruck krank und unglücklich werden, liegt natürlich auch am Kapitalismus.

Es ist nicht ganz klar, ob die Kritiker, die diese Standpunkte lautstark, ausdauernd und inzwischen nahezu widerspruchsfrei vortragen, die Vorteile des Kapitalismus und der Marktwirtschaft nicht sehen oder ob sie sie für vernachlässigbar, geringwertig oder selbstverständlich halten.

Schräg ist es schon, dass ein so verbreitetes Ordnungsmodell, das gut 200 Jahre im größten Teil der Welt das Wirtschaftsleben geprägt hat, so nachdrücklich kritisiert wird und dass es sich dennoch fröhlich am Leben hält. Vielleicht weil man über die Vorteile und den allseitigen immensen Nutzen dieser Ordnung ungerne spricht, sie aber umso lieber in Anspruch nimmt. Denn das Schöne an der Marktwirtschaft ist: Ob man sie mag oder nicht – sie macht alle reich, auch ihre Kritiker. Denn jeder macht das, was er will, jeder kämpft für seine Interessen, und am Ende gewinnen alle Beteiligten. Das ist das Magische an der Marktwirtschaft.

Marktwirtschaft orientiert sich ausschließlich am Willen der Menschen. Und anders als ihre Schwester im Geiste, die Demokratie, muss sich für sie kein kollektiver Wille bilden mit der Gefahr, dass der Wille der Wenigen unter dem Willen der Mehrheit unsichtbar wird. Des Menschen Wille, bekanntlich sein Himmelreich, treibt das System an. Es sind seine Wünsche, die die Marktwirtschaft zugleich befeuern und befriedigen.

Ziel des Marktes ist es, die Bedürfnisse anderer zu befriedigen. Wünsche zu erfüllen. Das klingt doch schon mal toll: Ich brauche etwas, oder ich möchte etwas, und das Wirtschaftssystem bietet die Güter zur Erfüllung dieser Bedürfnisse an. Dies geschieht nicht, weil irgendein Gesetzgeber, ein Parlament oder ein weiser Herrscher bestimmt hätte, dass es Gemüse auf dem Markt, warme Socken im Kaufhaus und ein neues iPhone bei Apple gibt. Sondern Markthändler, Kaufhausbetreiber und Apple bieten diese Dinge freiwillig an. Und zwar aus genau zwei Gründen: Erstens weil sie wissen, dass es mich gibt und dass ich diese Sachen haben will, also um meine Wünschen zu erfüllen. Und zweitens, weil sie ebenfalls wissen, dass ich ihnen mehr dafür bezahle, als sie selbst für die Beschaffung oder Herstellung der Güter bezahlen müssen. Damit machen sie einen Gewinn, und dies ist die Erfüllung ihres Wunsches.

Zwei Wünsche, die auf den ersten Blick nicht viel miteinander zu tun haben und die aus der Entfernung vielleicht sogar gegenläufig erscheinen, werden durch einen Automatismus so miteinander verbunden, dass für alle ein Nutzen entsteht. Und zwar geschieht dies freiwillig – nur dadurch, dass man die Akteure ihrem Willen entsprechend walten lässt.

Diese erstaunliche Mehrung des kollektiven Nutzens ohne übergeordneten Befehl war es übrigens, die Adam Smith ökonomisch mit dem Begriff der „unsichtbaren Hand“ verband. Sie lenkt – kurz gesagt – die Marktteilnehmer und bringt sie dazu, den Nutzen der Gemeinschaft zu mehren, ohne dass sie dies vorher beabsichtigt hätten. Der Begriff wird heute gerne verhöhnt, wenn man Generalabrechnungen mit der angeblich versagenden Marktwirtschaft liest. Die unsichtbare Hand sorge eben nicht für eine gerechte Verteilung von Gütern, wie von den Marktwirtschaftlern versprochen worden sei. Die Kritik geht fehl, weil dies mit dem Bild von der unsichtbaren Hand nie gemeint war. Der Markt ist kein Mittel, allseitige Gerechtigkeit herzustellen (was immer das auch sein mag). Der Markt sorgt dafür, dass es Dir nach einer Transaktion besser geht als vorher und Deinem Vertragspartner auch. Der Nutzen nachher ist größer als der Nutzen vorher. Ein jeder wird durch den Markt ein wenig reicher. Oder besser: etwas befriedigter, aber dieser Begriff hört sich nach untenrum an und ist daher nicht gebräuchlich.

Niemand hat behauptet, dass Marktwirtschaft dazu führt, dass es mit der Zeit immer weniger materielle Unterschiede gibt. Zu kritisieren, dass die Marktwirtschaft hier versagt, geht fehl. Denn es misst sie an einem Anspruch, den sich nicht erhoben hat. Man kann auch nicht den Fernsehhändler dafür beschimpfen, dass das Programm nichts taugt.

Im Kern sind die Marktwirtschaft und ihre Magie schnell erklärt: Menschen arbeiten, meist mit mehreren zusammen. Sie nutzen Produktionsmittel wie Fabriken oder Boden oder auch Patente sowie Vorprodukte wie Rohstoffe und verarbeiten sie zu Produkten oder bieten unter ihrer Verwendung Dienstleistungen an. Alle genannten Komponenten – Produktionsmittel, Rohstoffe und auch die menschliche Arbeit – haben einen Preis, der sich gemeinhin in Geld beziffern lässt. Und die Produkte und Dienstleistungen, die am Ende herauskommen, haben ebenfalls einen Preis. Und jetzt kommt der Hammer: In einer vernünftig funktionierenden Marktwirtschaft ist der Preis für das Endprodukt höher als die Summe der für seine Erzeugung eingesetzten Komponenten.

Ein ganz, ganz einfaches Beispiel: Sagen wir, der tarifmäßige Stundenlohn fürs Holzschnitzen beträgt zehn Taler. Ein Schnitzer nimmt sich nun ein Stück Holz, das im Einkauf ebenfalls zehn Taler kostet. Er schnitzt drei Stunden lang eine Holzfigur, hat also an Arbeit und Kapital 40 Taler investiert, drei Stunden Arbeit zu zehn Taler und das Stück Holz. Er verkauft nun aber die fertige Holzfigur, ein gut gelungenes Abbild von Adam Smith oder besser noch: Christian Lindner, für 50 Taler an einen wohlhabenden Kunstfreund. Am Ende des Tages hat er einen Gewinn von 40 Talern bei drei Stunden Arbeit. Der Holzhändler, der das Stück Holz für weniger als zehn Taler eingekauft hat, freut sich auch noch. Und der Kunstfreund hat ein wunderschönes Abbild von Christian Lindner im Regal, das er nie und nimmer selbst so hätte schnitzen können.

Oder, schon etwas durchorganisierter: Aus einem Tag Arbeit für hundert Euro Lohnkosten plus hundert Euro für Rohstoffe plus hundert Euro für den genutzten Teil der Fabrik entsteht ein Produkt, für das ein anderer ganz freiwillig 400 Euro bezahlt. Auf diese fantastische Weise hat nach einem Tag die Welt ihren Wohlstand um hundert Euro aus dem Nichts vermehrt, nur weil Menschen in sinnvollem Zusammenwirken ihr Talent strukturiert eingesetzt und mit anderen Komponenten kombiniert haben.

Das nennt man Wertschöpfung, und das ist die Basis unseres Wohlstandes.

Bei genauem Hinschauen fehlt allerdings noch eine Komponente: Denn die Wertschöpfung könnte theoretisch auch in einem nicht-marktwirtschaftlichen System erzielt worden sein, denn alle Komponenten der magischen Geschichte gäbe es auch in gelenkten und unfreien Planwirtschaften. Theoretisch jedenfalls. Praktisch aber würde dort der Preis von 400 Euro nicht erzielt. Denn nur den Marktwirtschaften gelingt es, zielgenau das zu produzieren, was die Konsumenten haben wollen. Denn die Produzenten orientieren sich an den Bedürfnissen des Konsumenten. Sie stellen nicht das her, was irgendeine Regierung ihnen vorgibt. Sondern das, wofür andere freie Menschen bereit sind, möglichst viel Geld zu bezahlen.

Das Erstaunliche ist: Auch die Käufer werden durch das Geschäft glücklich gemacht. Denn während die 400 Euro für den Anbieter viel Geld sind, weil mehr als er in der Summe für alle Vorprodukte einsetzen musste, kommen dem Konsumenten die 400 Euro eher wenig vor. Denn er ist ja bereit, sie einzutauschen gegen das Produkt, das eigentlich ja nur Komponenten für 300 Euro enthält. Dass er trotzdem ebenfalls ein gutes Geschäft gemacht hat, liegt daran, dass er selbst niemals in der Lage wäre, das Produkt für 400 Euro oder gar für 300 Euro herzustellen. Denn ihm fehlen in der Regel Vorprodukte, Maschinen, Knowhow. Für ihn ist das Produkt demnach mindestens 400 Euro wert. Vielleicht würde er sogar mehr dafür bezahlen. Das braucht er aber nicht, denn die vielfältige Marktwirtschaft mit ihren Konkurrenzen auf beiden Seiten sorgt dafür, dass er sich den günstigsten Produzenten aussuchen kann und nicht mehr als nötig bezahlen muss.

Dies ist natürlich alles sehr vereinfacht, aber dennoch im wesentlichen Kern unbestreitbar . Interessant ist hierbei übrigens noch, dass Wertschöpfung nur deswegen funktioniert, weil der Wert einer Sache keine absolute Eigenschaft ist, sondern letztlich ist er identisch mit dem Marktpreis, also der Summe Geldes, die mindestens ein Marktteilnehmer unter den gegebenen Umständen für das Produkt zu zahlen bereit ist. Für dem Anbieter könnte sich der Wert auch nach der Summe bestimmen, die er für die Herstellung einsetzen musste, also 300 Euro in unserem Beispiel. Das ist allerdings irreführend. Denn wenn der Produzent am Markt vorbei produziert hätte und selbst der spendabelste Käufer nur 200 Euro zu zahlen bereit ist, dann fällt der angebliche Wert von 300 Euro rasch in sich zusammen, und es zeigt sich, dass hier der Wert mit den Kosten verwechselt wurde – zwei Dinge, die schon sprachlich ganz unterschiedliche Sympathien bekommen.

Es ist erstaunlich und erschreckend, dass diese sehr einfachen Zusammenhänge, die die Grundlage unseres gesamten individuellen wie gesellschaftlichen Wohlstandes sind, in vielen wirtschaftspolitischen Diskussionen aus dem Blick zu geraten scheinen. Natürlich mag man darüber diskutieren, ob es richtig ist, dass die Organisation dieser wundervollen Produktionsprozesse regelmäßig durch die Eigentümer der Produktionsmittel erfolgt. Es ist sinnvoll zu streiten, wie hoch der Lohnanteil im Vergleich zum Unternehmergewinn sein sollte. Auch der Anteil von Steuern und Abgaben, die an vielen Stellen in dieser Konstruktion erhoben werden, ist es wert, kontrovers erörtert zu werden. Aber es sollte nie vergessen werden, dass das ganze System zusammenbricht, wenn man die Grundlagen in Frage stellt, nämlich dass alle Komponenten ihren Preis haben, der sich nach den Bedürfnissen der Marktteilnehmer richtet und dass Wertschöpfung und damit Wohlstandsmehrung nur stattfinden werden, wenn man diese Bedürfnisse kennt und ernst nimmt.

Liberale, Bürgerliche und Konservative sind von alledem überzeugt. Nur hört man sie viel zu selten deutlich sagen: Die Marktwirtschaft gehört zum Schönsten, was sich durch Menschen entwickelt hat.

Marktwirtschaft ist also im Kern etwas sehr Gutes, und deswegen ist es Ziel bürgerlich-liberaler Geister, dieses Gute zu hegen und zu bewahren. Das bedeutet nicht, dass diese Hege auch mal bedeuten kann, einen allzu forschen Trieb dieser schönen Pflanze zu stutzen oder das Wachstum behutsam zu lenken. Das machen wir mit unseren Gärten ja auch, und lassen trotzdem die Pflanzen im Großen und Ganzen so wachsen, wie sie das von Natur aus tun. Denn das entfaltet ja gerade ihre Schönheit. Und so ist es auch mit der Marktwirtschaft: Ein paar behutsame Regeln tun nicht weh, sondern fördern im Gegenteil noch das Gedeihen. Aber gedeihen muss die Marktwirtschaft, denn sonst fehlt allen anderen noch so hübschen politischen Projekten das Geld. Vor allem aber ist die Marktwirtschaft etwas zutiefst Menschliches, denn für sie sind die menschlichen Wünsche und Bedürfnisse als Konsumenten Antrieb für Aktivität und das menschliche Arbeit und Wagemut die entscheidenden Mittel zum Ziel höheren Wohlstandes. Adam Smith‘ unsichtbare Hand verbindet auf wundervolle Weise menschliches Wollen mit menschlichem Können.

Magic, oder?

Zwanglos führt diese Erkenntnis zu einer weiteren sehr angenehmen: Konsum ist schön.

Konsum ist das Ziel und der Grund, warum es wirtschaftliche Betätigung überhaupt gibt. Menschen verbrauchen am Ende auf die ein oder andere Weise die Milliarden Dinge und Dienste, die dieselben Menschen in anderen Funktionen hergestellt, entwickelt, angeboten haben. Je mehr konsumiert wird, desto mehr Menschen können einer gut entlohnten Arbeit nachgehen, desto mehr Kapital findet eine sinnvolle Verwendung, desto mehr Wohlstand entsteht. Und für alle unter uns, die immer noch eher links ticken: Je mehr Konsum, desto mehr Ansätze für den Staat gibt es, Steuern zu erheben. Bei jedem Verbrauch nimmt sich der Staat einen durchaus respektablen Anteil durch die Umsatzsteuer. Viel Verdienst als Folge von schön viel Konsum ergibt viel Einkommensteuer. Und dass die Unternehmen von ihren Gewinnen Steuern zahlen, ist bekanntlich allen Linken ein Fest.

Konsum ist also der sicherste Weg, eine gut funktionierende Volkswirtschaft zu einer noch besser funktionierenden zu machen. Alle werden dadurch reicher. Und das Schönste: Es macht auch noch Spaß. Von einigen Exzessen mal abgesehen, dürfen wir aus generationenalter Konsumentenerfahrung feststellen: Es ist meist schöner, sich etwas zu gönnen, als es sich zu verkneifen.

Da wir nun gelernt haben, dass alle etwas davon haben, wenn ich eine Pizza essen gehe oder einen neuen Fernseher kaufe, sollten wir alles Mögliche dabei empfinden, aber auf keinen Fall Scham. Vergessen Sie all den Unsinn, den Sie über ein schlechtes Gewissen beim Kaufen gehört haben. Freuen Sie sich über das, was Sie kaufen, und seien Sie sicher, dass sich mittelbar sehr viele andere Menschen mit ihnen freuen. Und wenn Sie beim nächsten Mal da sitzen und mit bestem Gewissen nach dem Steak noch ein Eis bestellen, dann denken Sie vielleicht kurz daran, dass es wir Bürgerliche sind, die Ihnen ganz umsonst dazu noch ein gutes Gefühl schenken.

Sie merken dann: Bürgerlich macht Spaß!

Weil aber konservativ denken das Gegenteil davon ist, doof oder weltfremd zu sein, gibt es natürlich auch beim Konsumieren ein bisschen nachzudenken. Wahlloses Kaufen, Anhäufen von Gütern, Ramsch und Billigkram gar oder Völlerei sind das Gegenteil von cool, und all das gibt auch kein gutes Gefühl. Es lohnt sich schon, hin und wieder hinzuschauen, ob Fleisch aus der Massentierhaltung kommt oder von einer Kuh, die auch mal die Sonne gesehen hat. Man darf als Konsument nachfragen, ob eine Blisterverpackung doppel so groß sein muss wie das Produkt, das sie umhüllt. Und wenn ein Kleidungsstück drei Euro kostet, dürfen Sie davon ausgehen, dass es keine sozialversicherte Diplom-Näherin in einer Krefelder Manufaktur geklöppelt hat.

Das bedeutet: Kaufen Sie mit Bedacht, aber kaufen Sie. Kaufen Sie im Zweifel das etwas edlere, etwas teurere Produkt. Gönnen Sie sich etwas, und fühlen Sie sich gut damit.

Auf der anderen Seite sind Konsumenten nicht für alles Elend in der Welt verantwortlich. Niemand kann an seinem neuen Fernseher die Lieferkette jeder Schraube bis zum Ende durchgehen, und braucht es auch nicht. Es ist Aufgabe der Politik, die Exzesse, die natürlich auch in der Marktwirtschaft möglich sind, einzuhegen und zu verhindern. Das gelingt im Übrigen bestens. Umweltzerstörung geht nahezu überall auf der Welt, gemessen am Wachstum von Bevölkerung und Wirtschaft, massiv zurück. Arbeitsbedingungen werden besser. Die globale Wirtschaft wird immer fairer, um nochmal einen Schillerbegriff der Linken zu kapern.

Ja, die Kuh, die das Steak gegeben hat, ist tot. Und zwar ist sie tot, weil jemand ihr Fleisch essen wollte. Ja, es ist anstrengend, ein T-Shirt zu nähen, und im Klima von Bangladesch vielleicht noch etwas mehr als hierzulande. Ja, am Hochofen ist es furchtbar heiß von vorn und kalt im Rücken, das gilt in Indien genauso, wie es in Duisburg-Rheinhausen gegolten hat. Aber das ist alles kein Grund für schlechtes Gewissen. Denn: Diese Kuh hätte nie gelebt, wenn es keine Fans von Filet gäbe. Der Näher in Bangladesch verdient mehr, als alle seine Vorfahren jemals für möglich gehalten hätten. Und Indien ist inzwischen ein sehr mächtiger globaler Spieler, auch weil es einen Gutteil der Welt mit Stahl versorgt.

Die Menschheit lebt im Ganzen bestens mit einem System der konsumorientierten und arbeitsteiligen Wirtschaftsordnung. Seit vielen Jahrzehnten sind die Verbesserungen im Lebensstandard vor allem in so genannten Entwicklungsländern um ein Vielfaches höher als in Zentraleuropa. Der Rest der Welt holt mächtig auf, und das ist auch gut so. Der Grund ist die im Wesentlichen höchst segensreiche Globalisierung. Natürlich gibt es noch immer viel zu viele Lebenssituationen, in denen schiere Not die Menschen in Arbeitswelten zwängt, die sie gesundheitlich ruiniert. Das muss weiterhin weniger werden.

Hier hilft es allerdings wenig, die Wirtschaftsordnung zu stutzen, die neben diesen Problemfällen vor allem dafür gesorgt hat, dass es Milliarden von Menschen heute erheblich besser geht als vor 30 Jahren. Wichtig ist, die Souveränität und Selbstbestimmung von Menschen und von Gesellschaften zu stärken. Damit diese die Mittel und die Möglichkeiten bekommen, zu wählen, ob sie in der Textilfabrik arbeiten wollen. Dass hier die Bedingungen nicht dieselben sind wie in Deutschland, liegt auf der Hand. Denn ansonsten gäbe es die Fabrik in Bangladesch gar nicht. Darauf kommt es aber auch nicht an: Wichtig ist, dass die Bedingungen so sind, dass die Arbeit dort im Ganzen besser für die Menschen ist als andere Möglichkeiten vor Ort, besser als das, was die Vorfahren gemacht haben. Und das ist in der Regel heute schon der Fall.

Die politische Schlussfolgerung aus alledem liegt auf der Hand: Wir brauchen nach wie vor nicht weniger, sondern mehr Wirtschaftswachstum. Die arbeitsteilige Marktwirtschaft darf nur dort eingeschränkt werden, wo es unerlässlich ist. Ansonsten muss die Politik die Rahmenbedingungen schaffen, damit sie weiter oder wieder als Wohlstandsmaschine funktioniert. Wir brauchen eine starke und innovative Privatwirtschaft mit effizienten Prozessen und einem weltweit führenden Knowhow. Wir brauchen engagierte Arbeitnehmer, denen ein florierendes Geschäft des Unternehmens, für das sie arbeiten, ein eigenes Anliegen ist. Aber wir brauchen auch Unternehmer, die sich als solche fühlen und Verantwortung spüren für ihr Geschäft, für die Volkswirtschaft, die ihnen das Geldverdienen ermöglicht und für die Menschen, die für ihr Unternehmen tätig sind.

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